Die Turnhalle bekommt ‘was aufs Dach

Artikel aus den Schaumburger Nachrichten vom 14.05.2009

Die Turnhalle bekommt was aufs Dach

Pollhagen. Die Turnhalle am Pollhäger Sportplatz bekommt ‘was aufs Dach: genauer gesagt: Sie bekommt Solar-Module aufs Dach. In dem kleinen Ort am Nordrand Schaumburgs wird gerade eine Bürgersolaranlage gebaut.

Das Photovoltaik-Projekt in Pollhagen ist eines von (noch) wenigen größeren im Landkreis. Unter anderem gibt es Bürgersolaranlagen in Rodenberg und Rinteln. Kleinere Orte haben allenfalls private Solar-Anlagen vorzuweisen. Nicht so Pollhagen. Dort hat sich eine Gesellschaft Bürgerlichen Rechts (Gbr) gegründet und ein Einlagekapital von rund 100 000 Euro gebildet. Für diese Summe lässt die Heppenheimer Firma Karau nun die Photovoltaik-Anlage bauen.

Im Einsatz ist in Pollhagen allerdings das Bennigser Unternehmen Solarstrom-Bau. Dessen Hauptbeschäftigung ist in den ersten Tagen das Installieren von rund 200 Haken gewesen, die später die Solar-Module halten sollen. Das sei der langwierigste Teil der Arbeit, so Michael Dietrich, Chef von Solarstrom-Bau. Außerdem sind zwei Spannungsumwandler und ein Zählerkasten im Gebäude angebracht worden, über die der Solarstrom ins öffentliche Netz gelangt.

Erst jetzt – gegen Ende der gesamten Baumaßnahme – machten sich die Arbeiter daran, die Solarzellen anzubringen. 100 Stück kommen auf die Turnhalle. Und dann kann es eigentlich schon losgehen mit der Stromproduktion. 23 Kilowattstunden beträgt die Leistung des gesamten Systems. An Privathäusern werden in der Regel Anlagen mit sechs bis sieben Kilowattstunden installiert. Als Richtwert für den Preis nennt Dietrich 4000 Euro pro Kilowattstunde.

Dieser Wert schwanke aber, sei von etlichen individuellen Details abhängig. An der Pollhäger Turnhalle erschweren beispielsweise die Transportwege die Arbeit. Vom Parkplatz aus muss jedes der 22 Kilogramm schweren Module über eine Leiter auf ein Vordach geschleppt und von dort aus weiter auf das Satteldach der Halle gehievt werden – und das einhundert Mal.

Spezialwerkzeug und Spezialschrauben benötigen die Fachleute aus Bennigsen für ihre Arbeit. Von Eigenbau raten diese ab. Und von Billigprodukten. Oft, so Dietrich, sei die teurere Variante einer Photovoltaik-Anlage langfristig die günstigere. Allein schon, weil Hersteller von Qualitätsware bis zu zehn Jahre Garantie gewähren. „Solaranlagen sind kein Spielzeug mehr“, fügt Dietrich hinzu, „sondern eine Investition für die Zukunft.“ 20 Jahre halte eine solche Anlage mindestens.

Wolfgang Abel, einer der Gesellschafter, betont, dass die späteren Eigentümer der Solaranlage mit dem Errichten so gut wie nichts zu tun hatten. Der Auftrag, der an das Unternehmen Karau vergeben worden ist, sieht vor, dass quasi eine schlüsselfertige Anlage gebaut wird.

Die Gbr hat sich die Bürger-Solaranlage als Geldanlageprojekt ausgesucht. Die jeweiligen finanziellen Anteile der Bürger sind auf 20 Jahre festgelegt. In dieser Zeit rechnen die Gbr-Beteiligten pessimistisch geschätzt mit vier Prozent jährlicher Rendite. Dies ist möglich, weil jede Kilowattstunde, die ins Stromnetz eingespeist wird, mit 43 Cent vergütet wird. Für Photovoltaik-Strom gibt es nämlich Förderzuschüsse.

Eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Solaranlage – sei es eine private oder eine Bürgersolaranlage – ist ein geeignetes Dach. Es muss die statischen Voraussetzungen erfüllen, so Dietrich und die richtige Ausrichtung zur Sonne haben. Auch hohe Bäume oder andere Hindernisse sollten nicht im Weg stellen.

Für die Pollhäger Gbr kam es außerdem auf die Größe an. Das einzige geeignete Dach für eine Anlage dieser Größenordnung in der Gemeinde ist das der Turnhalle. Der Rat hat entschieden, es der Gbr kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das freute die Beteiligten ebenso wie der „Rundum-Service“ von Karau.
Heute wollen Dietrich und seine Kollegen die restlichen Module anbringen. Anschließend gibt es noch einige Restarbeiten. Ungefähr zehn Arbeitstage stecken dann netto in der ersten Bürgersolaranlage in der Samtgemeinde Niedernwöhren. Guido Scholl